Stadion, Studio und Live-Sendung: Olivers Hospitanz bei der Sportschau
Die Scheinwerfer blenden, die Kamera richtet ihre Linse genau auf mich, die Regie-Assistentin gibt mir letzte Anweisungen: „Bitte auf die Nummer 51 stellen.“ Dann geht es los. „Willkommen zur ARD-Sportschau“, sage ich scherzhaft. „Danke!“, ruft der Regisseur aus einer Ecke im Studio. Nach zehn Sekunden war es das schon wieder, ich verlasse meinen Posten. Zur Aufklärung: Ich habe es leider noch nicht geschafft, Moderator der Sportschau zu werden. Zum Lichtdouble im Studio vor der Live-Sendung hat es immerhin gereicht. Besonders ist dieser Moment für mich aber trotzdem.
Jahrelang hatten mein Vater und ich ein unumstößliches Ritual: Jeden Samstagabend (und manchmal auch sonntags) trafen wir uns um 18 Uhr vor dem Fernseher, um in der ARD die Sportschau zu gucken. Diese Verabredung hatte für mich einen enormen Stellenwert – sogar bis ins Teenager-Alter. Für die Fußballzusammenfassungen in der ARD ließ ich so manche Verabredung sausen. Auch wenn mir heute oft die Zeit fehlt für mein 18-Uhr-Date: Noch immer löst die Sportschau in mir ein warmes, nostalgisches Gefühl aus. Das gelingt den Fußballhighlights von Sky und DAZN nicht.
Es mag deutlich werden: Ich könnte eine ganze Abhandlung schreiben über die Gefühle, die eine einfache Sportsendung in mir auslöst. Damals, auf dem heimischen Sofa, habe ich daran nicht im Traum geglaubt, selbst einmal im Sportschau-Studio zu stehen.
Möglich wurde das durch die Hospitationen, die im Digital-Volontariat bei FUNKE vorgesehen ist. Zweimal haben wir die Chance, einen Monat lang, in eine andere Redaktion zu schauen – auch von einem komplett anderen Medienhaus. Ich habe mich schnell für die Sportschau entschieden. Nicht zuletzt wegen der bereits beschriebenen persönlichen Verbindung zur Sendung, sondern auch wegen einer großen Leidenschaft für den Sportjournalismus, die sich während des Volos entwickelt hat.
Im Mai 2025 war es dann so weit, einen Monat lang war ich Teil der Sportschau-Redaktion beim WDR in Köln. Meine Zeit dort lässt sich gut als einen Mix aus „zugucken“ und „anpacken“ beschreiben: Zugucken, wenn der Kommentator live aus dem Leverkusener Stadion im Radio und Internetstream berichtet oder wenn Esther Sedlaczek die Sportschau im Studio moderiert. Anpacken, wenn ich am Online-Desk Berichte für Sportschau.de schreibe, Pressekonferenzen der Nationalmannschaft begleite oder eigene Radiobeiträge produziere.
Neben einer Menge Arbeitsproben habe ich auch die Motivation mitgenommen, dass ich in meiner journalistischen Karriere früher oder später in den Sportjournalismus möchte. Und die Erkenntnis, dass ich meinen Vater anrufen sollte, um ihn zu fragen, ob er nächsten Samstag um 18 Uhr Zeit hat.