Erster Volo-Salon in der Berliner Volo-WG

Willkommen zum ersten Volo-Salon! Am Mittwoch, 16. Oktober, haben sich Volontär*innen und Redakteur*innen von FUNKE zum Auftakt des neuen monatlichen Formats in Berlin in der Volo-WG getroffen. In entspannter Atmosphäre saßen sie zusammen und unterhielten sich – diesmal vor allem über Kommentare. Mit dabei war nämlich auch Thorsten Knuf, Chefreporter der Morgenpost, der sein Wissen über Meinungsstücke an seine Kolleg*innen weitergab.

Gut zwei Stunden rauchten die Köpfe, dann wurde der Abend mit entspannten Gesprächen fortgesetzt. „Ein lockerer Austausch jenseits der Seminare“, erklärt Birgitta Stauber, die als Textchefin in der Berliner Zentralredaktion arbeitet und den Salon moderierte. Wie der erste Salon genau ablief, welche weiteren Themen geplant sind und wieso es überhaupt eine Volo-Wohngemeinschaft bei FUNKE gibt, erzählen Birgitta und Florian Görres, Volontär in der FUNKE-Zentralredaktion im Interview.

Wie habt ihr den ersten Volo-Salon erlebt? Gab es Startschwierigkeiten oder ging es direkt rein in die angeregten Gespräche?

Birgitta: Es gab überhaupt keine Startschwierigkeiten. Von Anfang an war die Stimmung bestens. Tatsächlich ist die Wohnküche in der Volo-WG auch extrem gemütlich, mit großer Couch und Sesseln. Ich habe dann erst mal eine Vorstellungsrunde gemacht, da sich nicht alle so gut kannten. Und dann ging es gleich los: Thematisch haben wir uns auf Kommentare fokussiert. Nicht gerade ein Thema, was bei der Journalistenausbildung an erster Stelle steht, dabei gehört die Bildung einer Meinung in Abgrenzung zu Berichten, Features und Reportagen zum täglichen Brot, ob in Mantel- oder Lokalredaktionen. 

Florian: Ich kam ja leider erst etwas später dazu, aber der Teil, den ich miterleben konnte, war von spannenden Diskussionen und einer totalen Wohlfühlatmosphäre geprägt, die im Redaktionsalltag ja kaum umzusetzen ist. Der offizielle Teil ging bis circa 20 Uhr, ein paar von uns sind aber noch deutlich länger in der Volo-WG geblieben.

Ihr hattet Thorsten Knuf, Chefreporter aus dem Ressort Politik der FUNKE Zentralredaktion, als Kommentar-Experten dazugebeten…

Birgitta: Und er verblüffte direkt mit seiner ersten Frage: „Wer liest denn überhaupt regelmäßig Kommentare?" Offenbar gar nicht so selbstverständlich, denn die Hände gingen nur zögerlich hoch. Der Bericht oder die Reportage zu einem Thema waren den meisten erst mal wichtiger. Wir debattierten ziemlich lang über die Bedeutung von Kommentaren, dem Finden einer eigenen Haltung und dann auch einer These. „Der Kommentar muss Wumms haben. Larifari geht nicht", sagte Thorsten und verteilte dann Nachrichten des Tages: Friedrich Merz, der nichts von einer paritätischen Besetzung des Kabinetts hält, steigende Kfz-Beiträge, Finanzierung der Krankenkassen und die Zusage von Olaf Scholz, Israel Waffen zu liefern. Schnell wurde klar, eine Haltung, eine These zu finden, war bei Friedrich Merz oder den steigenden Beiträgen zur Kfz-Versicherung einfach. Bei den Waffen für Israel war es schon wesentlich komplexer. „Dann muss man sich die Zeit nehmen, seine These zu finden", sagte Thorsten Knuf. 

Richtig Fahrt nahm die Diskussion bei der Frage auf, warum etwa ein sehr persönlicher Kommentar über den lamentierenden Thomas Gottschalk mit der These „Ich möchte nicht so werden wie Thomas Gottschalk" so viel besser gelesen wird als Kommentare über den Haushaltsstreit oder das Sicherheitspaket. Ist es sinnvoll, sich immer mit seinem ganz persönlichen Leben, seinen ganz persönlichen Erfahrungen „nackt" zu machen, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen? Das hänge, da waren sich letztlich alle einig, natürlich vom Thema ab. Die Frage aber, wie mit Kommentaren mehr Reichweite erzielt werden kann, sollte in den Redaktionen täglich neu diskutiert werden. 

Wie viele Volos und Kolleg*innen aus den Redaktionen haben teilgenommen?

Birgitta: Es waren sieben Volontär*innen da und eine Praktikantin (Diane Kryzansky). Zwei von der Zentralredaktion (Florian Görres, Katharina Engeln), zwei von der Berliner Morgenpost (Nelis Heidemann, Kiona Mae Higgins) und drei externe Volontärinnen aus NRW, die gerade in der Volo-WG wohnen (Theresa Althaus, Louisa Boscheck, Antonia Flieder). Außerdem Thorsten Knuf, Chefreporter Politik der Zentralredaktion, Heike Dietrich, Leitende Redakteurin der Berliner Morgenpost, dazu Daniel Weidmann, der erst im Sommer sein Volo in der Zentralredaktion beendet hat und nun als Redakteur am gemeinsamen Desk der Zentralredaktion / Berliner Morgenpost arbeitet. Und Jessica Hock, Jungredakteurin im Ressort Leben, die auch bei der Betreuung der externen Volos mithilft. Also mit mir 13. Entwickelt haben den Salon Jörg Quoos, Chefredakteur der Zentralredaktion, und ich.

Dieser Salon war nur der Auftakt zu einer Serie, künftig soll der Austausch monatlich stattfinden. Habt ihr schon Themenideen für kommende Veranstaltungen?

Birgitta: Der Volo-Salon soll sich als lockere Veranstaltung etablieren, von der Nachwuchs-Journalist*innen ebenso profitieren wie erfahrene Redakteurinnen und Redakteure. Die WG ist besonders geeignet, denn die Wohnküche lädt regelrecht zur Geselligkeit ein. Außerdem reißt sie alle ein wenig aus dem oft stressigen Redaktionsalltag. Das macht die Debatte entspannter.  

Und wir haben schon jede Menge Ideen für künftige Salons: Themenfindung, Interviews mit Spitzenpolitikern, Umgang mit KI im Redaktionsalltag. Wir werden auch über gute und schlechte sprachliche Mittel sprechen, Investigativ-Recherche, Kontaktpflege, Hintergrundgespräche ("unter Drei”). Täglich bekomme ich aus dem Team neue Angebote, das zeigt, die Fach- und Führungskräfte haben auch selbst richtig Lust, ihr Wissen weiterzugeben.

Die Volo-WG in Berlin war der Ort der Begegnung. Seit wann gibt es diese und wie ist die Idee dazu entstanden?

Birgitta: Die WG gibt es seit Mai dieses Jahres. Entstanden ist sie, weil inzwischen alle Volontär*innen der FUNKE-Regionalzeitungen eine mindestens vierwöchige Station in der Berliner Zentralredaktion machen. In der Regel sind drei bis vier Volontärinnen und Volontäre jeden Monat in Berlin. Bislang haben die Heimatredaktionen teure und anonyme Hotelzimmer gebucht. Jetzt können die Volos zusammen kochen, feiern, einkaufen und ein wenig den Berliner Alltag genießen. Die Titelredaktionen teilen uns mit, wann welcher Volo in Berlin ist. Wir schauen, ob es passt und reservieren dann ein Zimmer. 

Wie lange hat es gebraucht, eine geeignete Wohnung zu finden, wer hat sie eingerichtet?

Birgitta: Die Wohnung zu finden, war nicht so einfach. Der Wohnungsmarkt in Berlin ist ja sehr angespannt. Schließlich müssen alle Zimmer vom Flur oder von der Wohnküche begehbar sein. Außerdem sollte sie zwei Bäder haben und eine Küche. Es hat ein Jahr gedauert, bis in Steglitz die Wohnung gefunden wurde. 

Havva Cam, Assistentin der Zentralredaktion, und ich haben sie eingerichtet. Wir haben Vintage gekauft, außerdem bei Ikea und Westwing. Es gibt ein großes Ledersofa, einen Fernseher an der Wand, zwei neu sanierte Bäder, drei große Zimmer mit Bett, Schrank, Schreibtisch und Sessel sowie ein kleineres Zimmer mit Bett und Schrank.

Wie wichtig ist es überhaupt, sich als Volos bei FUNKE zu vernetzen? Habt ihr da noch andere Wege / Kanäle / Treffen?

Florian: Ich glaube, es kann gar nicht genug Austausch zwischen den Volos geben, vor allem in ungezwungener Atmosphäre. Ich habe als ZR-Volo natürlich das Privileg, dass immer wieder Volos aus verschiedenen Standorten an meinen Standort kommen, dadurch entsteht der Austausch ganz automatisch. Besonders positiv waren das Hamburg Media School-Seminar vor Ort und der Media Professional Program-Auftakt in Essen. Da habe ich wirklich das Gefühl gehabt, auch meine Sorgen und Probleme im Volontariat in einer Gruppe von Menschen anzusprechen, die diese wirklich nachvollziehen können. Dazu kam beim Media Professional Program der Austausch mit Kolleg*innen von FUNKE Digital und aus dem kaufmännischen Bereich, mit denen ich sonst keinerlei Berührungspunkte habe, die aber auch total spannende Perspektiven haben.